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Schwirberl, der/das

-s, -(n)

unruhiger Mensch


Wortart: Substantiv
Tags: altwienerisch
Kategorie: Humorige Bezeichnungen
Erstellt von: Koschutnig
Erstellt am: 20.07.2015
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Kommentare (2)


Für schwankendes Genus ist kein Platz im Eintrag vorgesehen!Über der oder das ist man sich nicht einig:
Schwirberl (der), ein unruhiger Mensch, der keine bleibende Stelle hat
source: Carl Loritza, “Neues Idioticon Viennense. Die Volkssprache der Wiener mit Berücksichtigung der übrigen Landesdialekte“ (1847)
Schwirberl, das; ein unruhiger Mensch der keine bleibende Stelle hat
source: Franz Seraph Hügel, Wiener Dialekt. Lexikon der Wiener Volkssprache (Idioticon viennense) (1873)
Also lässt man den Artikel weg:
Schwiarb'l, Schwirberl — unruhiger Mensch, der nirgends ruhig stehen bleiben kann
source: Franz Tschischka, Bemerkungen über die Mundart des Volkes im Lande unter der Enns. III. Idiotikon, in Beiträge zur Landeskunde Oesterreich's unter der Enns, 2. Band(1832), S. 148 ff.


Als „sprechenden Namen" findet sich ein Schwirbler denn auch als Gestalt in etlichen Wiener Volksstücken , etwa im Zauber-Singspiel „Das Vergissmeinnicht“ (1821), von Karl Joseph Johann Stegner und Joseph Drechsler oder in den Possen „Die Menagerie und optische Zimmer-Reise in Krähwinkel“ von Aloys Gleich (1825) und „ Zwei schöne Wirthstöchter (1857) von Adolf Bäuerle.
Koschutnig 20.07.2015


Erstaunlicherweise taucht ein Wiener „Schwirberl“ sogar bei sogar bei einem der großen deutschen Romantiker auf, nämlich in Clemens Brentanos „Victoria und ihre Geschwister“ auf, das 1817 in einem Berliner Verlag erschienen ist und auch in Berlin uraufgeführt wurde:
Lippel. Na die ist nudelsauber, melde sie mich,
Man nennt ich den Schwirberl, den
Batzenlippel,
Ich guk in die Häferl und flicke die Tippel.
Hat sie zerbrochen Reindl und Tellerl:
So bind ichs ihr wieder um ein Bagatellerl,
Um ein Ritscher, um ein bissl Kaschernad,
Mit einem mordsmäßig starken Eisendraht.
source: Clemens von Brentano, „Viktoria und ihre Geschwister, mit fliegenden Fahnen und brennender Lunte. Ein klingendes Spiel“


Allerdings wimmelt es im deutschen Stück nur so von österr. Provinzialismen, zum Großteil nach Ignaz Sonnleitners 1811 erschienener „Mundart der Österreicher oder Kern ächt österreichischer Phrasen und Redensarten. Von A bis Z“.
Der deutsche Dichter hatte das Stück nämlich 1813 in Wien fürs „Theater an der Wieden“ geschrieben, wo es aber nicht zur Aufführung kam und in Wien auch keinen Verleger fand. Für den dt. Leser aber wurde dann in Berlin dem Text eine ausführliche Liste von Worterklärungen beigefügt, und der Großteil folgt dabei Sonnleitner, wo der Schwirberl - wie später bei mehreren Autoren - definiert ist:
Schwirberl, ein unruhiger Mensch, der keine bleibende Stelle hat.
source: Ignaz Sonnleitner, „Mundart der Österreicher oder Kern ächt österreichischer Phrasen und Redensarten. Von A bis Z“ (1811)

Koschutnig 20.07.2015





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